Gotik

Die Kunst der Gotik ist mit Sicherheit eine der Höhepunkte der Kulturgeschichte der Menschheit. Über einen relativ kurzen Zeitraum im Hoch- und Spätmittelalter entfaltet sich die mittelalterlichen Kunst zu einer außerordentlich gehaltvollen und innovativen Kunstepoche. Durch das Auftstreben der großen Städte, einem markanten Bevölkerungszuwachs und dem neuen Reichtum vieler Stadtstaaten entwickelt sich ein ganz neues Kunst- und Raumgefühl, das in späterer Zeit als Gotik bezeichnet wurde.

Kennzeichen der Gotik sind formal der Spitzbogen statt dem klassischen Rundbogen, das nach oben strebende Gewölbe, die durchbrochene Wand, das Aufösen des Raumes durch Maßwerk und Glasfenster und die Betonung der Vertikalen statt der Horizontalen.  Die neue Leichtigkeit im Bau wird abgesichert durch Strebebögen und Stützpfeiler, die Ableitung des Gewichtes und der Kräfte über Dienste nach unten und die Vermeidung von Gewicht durch filigrane Bauteile, die nach oben immer gewagter und leichter werden.

Die neue Bauform setzt sich von Frankreich kommend langsam überall in Europa durch, jedoch mit lokalen Veränderungen und Abstrichen und zum Teil nur für kurze Zeit wie in Italien. In den Kernländern der Gotik, in Frankreich, Deutschland und England sind gotische Bauformen auch noch im 16. Jahrhundert zur Zeit der Renaissance stilprägend und beeinflussen dort die Ausprägung der Renaissance mit einer ganz eigenen, im Grunde noch gotischen Formensprache.