Genova (Genua)
Die Geschichte der 'superba', der 'stolzen' Seerepublik Genua (italienisch Genova, franz. Gênes, engl. Genoa) ist ein spannendes Kapitel europäischer Geschichte. Der Urspung der Stadt liegt in ihrer Lage am höchten Punkt des Küstenbogens des Ligurischen Meeres. Hier befindet sich ein großer natürlicher Hafen in einer Bucht die von den Bergen ringsum geschützt ist vor Angriffen. Der Name selbst wird gerne angeleitet von lateinisch 'genu' (Plural genua), was 'Knie' bedeutet. Diese Deutung ist zwar nicht unumstritten, sicher ist jedoch, dass nach Griechen und Römer die Stadt den Namen trug 'oppidum Genua'. (Es finden sich in der Stadt nur noch wenige antike Spuren).
Der wirkliche Aufstieg Genuas begann jedoch im Mittelalter. Beim Kampf um die Vorherrschaft im Mittelmeer errangen genuesische Seeleute bald eine übermächtige Stellung. Dabei unterlagen Ihnen nicht nur die sarazenischen Kräfte sondern auch ihre italienischen Konkurrenten wie Pisa (Seeschlacht von Meloria 1248), Savona (1528 Zerstörung des Hafens), oder Amalfi (1135/37 durch Pisa). Neben ihren kühnen und geschickten Seeleuten (oder Andrea Doria oder Christoph Columbus) waren es vor allem genuesische Kaufleute, die der Stadt zu Macht und Reichtum verhalfen. Genua besaß schon früh ein bemerkenswertes Netz an Niederlassungen auf allen bekannten Seewegen. Von Salé an der afrikanischen Atlantikküste bis zur Krim im Schwarzen Meer, gründeten Genueser eigene Kolonien, die ihren Handel absicherten. Genuesische Schiffe transportierten Menschen und Waren rund um das Mittelmeer und im Atlantik. Die Kreuzzüge in das Heilige Land wurden ebenso durch genuesische Schiffe gemanaget wie der Seidenhandel mit China (über das asowsche Meer). Für den Tuchhandel bauten genuesische Schiffe erste sichere Verbindungen nach England oder Flandern auf. Und im Mittelmeer sicherte man sich einflussreiche Häfen wie auf Zypern (Famagusta), Konstantinopel (genuesisches Viertel in Galata), Akko, Pera oder Lesbos.
Neben den Seefahrern und den Kaufleuten kam das Geldwesen. Um den Handel ohne großes Risiko abzuwickeln entwickelte sich in Genua das erste internationale Bankwesen. Geld wurde nicht in Münzen transportiert, sondern durch Wechselscheine geregelt. An der Piazza dei Banchi in Genua finden sich heute noch die Wechselstuben rund um die Kirche San Pietro in Banchi. Gemeint sind wörtlich Tische über die in den Nischen rund um die Kirche gehandelt wurde (banco = Tisch). Wörter wie conto oder saldo, disagio oder giro bestimmen die Finanzsprache bis heute. An der Piazza dei banchi befindet sich auch eine der ältesten Börsen der Welt. Die bedeutendste Bank Genuas war jedoch der Palazzo San Giorgio an Hafen. Hier wurden unermessliche Reichtümer verwaltet in der ganzen Welt und damit ist dieses Haus eines der ersten unabhängigen Staatsbanken, die das Geldwesen lenkten. Die spanischen Entdeckungen und Eroberungen wurden hauptsächlich mit Geld aus Genua finanziert.
Solcher Reichtum weckte natürlich Begehrlichkeiten. Vor allem Genuas Hauptkonkurrent Venedig störte sich am Einfluss der Superba. In der Seeschlacht bei Chioggia (1380) brachen die Venezianer die Vorherrschaft der Genuesen. Doch auch in der Stadt selbst kam es zu andauernden Rivalitäten der einflussreichen Familien (Spinola, Doria, Fieschi, ...). Ausländische Mächte wie die deutschen Kaiser oder die französische Krone versuchten Genua unter ihren Einfluss zu bringen. Erst 1339 einigten sich die Familien auf eine gemeinsame Führung unter einem Dogen, der fortan im Palazzo der Grimaldi regierte. Der spätere Dogenpalast entstand daraus. Genua wurde so zu einer freien Republik bis Napoleon deren Ende besiegelte. Der wahre Niedergag war jedoch die Verlagerung des Seehandels auf den Atlantik durch die Entdeckung Amerikas.
Das Stadtbild Genuas ist noch sehr stark mittelalterlich geprägt. Eine der größten Altstädte Europas ist ein unübersichtliches Labyrinth aus engen Gassen und kleinen Plätzen. Mittelalterlliche Patrizerhäuser, Geschäftshäuser und Banken, unzählige Kirchen und Klöster bestimmen die Stadt. Allerdings zeigt sich der Reichtum nicht wie in Venedig. Genua war nie ein Museum sondern ist bis heute eine lebendige Hafenstadt. Kaum ein Palast aus dem Mittelalter blieb unverändert erhalten. Barocke Fenster wurden in die gotischen Triforien eingelassen, ganze Fassaden wurde verputzt und barock bemalt. Moderne Geschäftshäuser aus Beton stehen unvermittelt neben Häusern aus dem 12. Jahrhundert. Kirchen zeigen meist alle Stilrichtungen von der Romanik bis zum Klassizismus. Nur zwei schöne Stadttore blieben erhalten, Reste der Stadtmauer muss man suchen, bis man noch etwas findet. Auch der Palazzo San Giorgio hat einen barocken Umbau und bedindet sich mitten im Verkehrschaos der Stadtautobahn, die den Blick auf ihn verdeckt. Die Hafenanlage (Darsena) mit ihren weit in die Bucht reichtenden Molen ist unübersichtlich und die Schauseite der Paläste zum Kai sind stark verbaut. Nur mühsam hat man in den letzten Jahren versucht das alte Stadtbild Genuas wieder schöner und authentischer zu gestalten.
Infos:
https://de.wikipedia.org/wiki/Genua besser die die Geschichte der Stadt auf italienisch https://it.wikipedia.org/wiki/Storia_di_Genova