Die Entwicklung der Fassade
Doppelturmfassaden in der französichen Kathedralgotik
Die Entwicklung der Doppelturmfassade in der französischen Kathedralgotik gehört zu den markanten Kennzeichen einer gotischen Kathedrale. Dabei ist das Schema selbst durch die Romanik vorgegeben. Romanische Dome wie Worms oder Bamberg, Vézélay oder Caen kennen das Muster einer dreischiffigen Basilika mit 4 Türmen und einem Vierungsturm. Das Westwerk ist das der Welt zugewandte Teil des Domes, der Ostchor das dem Mysterium der Auferstehung verbundene. Entsprechend entwickelt sich das Westwerk von einer burgartigen Fassade, die die feindlichen Einflüsse einer unsicheren und sündhaften Welt abwehren will durch die Darstellung des Weltgerichtes im Portalbereich und den fratzenhaften Gestalten der Wasserspeier und furchteinflößende Fabelwesen hin zu einer monumentalen Schauwand des kirchlichen Glaubens, das der Welt im Treiben der Stadt die Tugend des Glaubens (törichte und kluge Jungfrauen) und das Wunder des Glaubens (Schöpfung oder Geburt Jesu) und die Erlösung durch Christus (Weltgericht, auferstandener Herrscher in der oberen Zone der Fassade) zur Schau stellen möchte.
Von den noch sehr romanisch geprägten Fassaden von Chartres, Senlis, oder Noyons führt der Weg bis hin zu der kunstfvollen Schaufassade von Straßburg, Rouen oder Köln. Der Aufwand ist enorm und ist in einem Menschneleben kaum noch fertig zu stellen. Die lange Bauzeit und die hohen Kosten führen deshalb zu einfacheren Lösungen wie einer Einturmfassade oder das Projekt wird unvollendet aufgegeben und manchmal erst mit modernen Mitteln zu Ende geführt (Troyes zweiter Turm, Köln beide Türme und Fassade, Straßburg zweiter Turm, Wien zweiter Turm).