Bekannte Architekten und Künstler
Heinrich Dolmetsch (z.B. Markuskirche und Pfarrhaus)
Ludwig Eisenlohr (z.B. Hotel Marquardt, Knosp-Siedlung, Hauptfriedhof, Villa Weißenburg)
Theodor Fischer (z.B. Gustav-Siegle-Haus, Heusteigschule, Kunstgebäude am Schlossplatz)
Karl-Christian Hengerer (z.B. Arbeitersiedlung Stuttgart-Ostheim, Altstadtsanierung um den Hans-im Glück-Brunnen)
Emil und Paul Kern (z.B. Josefsheim, zahlreiche Bürgerhäuser in der Schickhardtstraße, Vogelsangstraße, der Filder- oder Luststraße)
Bernhardt Pankok (Direktor der Kunstgewerbeschule, Mitglied des Werkbundes und der Stuttgarter Sezession zusammen mit Alfred Lörcher und Reinhold Nägele)
Martin Elsässer (z.B. Markthalle Stuttgart, Wagenburg-Gymnasium)
Literatur:
Frederike Votteler - Peter Pipiorke, Jugendstil - Stadtspaziergänge in Stuttgart, Verlag G. Braun, Stuttgart 2007
Stuttgart
und der Heimatstil
Stuttgart - eine Stadt des Jugendstils? Das löst zunächst ein Schulterzucken aus. Wo sei dieser denn zu finden, zumal man von Stuttgart oft nur die Innenstadt kennt mit den historischen Bauwerken, die größtenteils im zweiten Weltkrieg zerstört und in aller Eile wieder aufgebaut wurden.
Dann kennt man in den nicht zerstörten Bezirken außerhalb des Zentrums die typischen Straßenzüge des Bürgertums, die den Stilformen des Historismus zuzuschreiben sind mit seinen schweren Sandsteinfassaden oder den stereotypischen neugotische, neubarocken oder Renaissance-artigen Bürgerhäusern, die in der schnell wachsenden Residenz- und Industriestadt Stuttgart im Westen, Süden und Osten der Altstadt sowie in Canstatt entstanden.
Wer genauer hinschaut entdeckt dabei überall Elemente des Jugendstils, der sich oft mit Gebäuden anderer Stilrichtungen vermischt. Und dazwischen sind sie doch - die reinen Jugendstilgebäude als Ausdruck bürgerlichen Wohlstands um die Jahrhundertwende. In Stuttgart sind diese eng verbunden mit dem sogenannten Heimatstil. Dieser versuchte sich der Natur und Gegebenheit der Landschaft und Natur um Stuttgart herum anzupassen. Verwendet werden so mit Vorliebe die natürliche und lokale Materialien: schwäbischer Sandstein und Tonziegel aus den zahlreichen Ziegelfabriken rund um Stuttgart, Zierfachwerk, Schindeln und Schiefer.
Beim Ornament löst sich der Stuttgarter Jugendstil ganz von den historistischen Motiven. Statt Maßwerk und barocken Gewänden treten nun vitale Lebenskräfte in den Mittelpunkt: Äste, Blätter und Zweige, Lebensbäume vom Stamm bis zur Frucht, Tiere aller Art, Kröten, Vögel, Füchse statt Löwen und Adler. Und aus den Heroen der Geschichte, den Engeln und mythologischer Gestalten ist es nun die musizierende Jugend, vor allem das Bild der Schönheit der Frau, die sich immer wieder findet an den Fassaden, genauso wie die Sonnenblume, die fast zu einem Markenzeichen des Stuttgarter Jugendstils wird.
Voran getrieben wird der Jugendstil in Stuttgart von reichen Fabrikanten, Bauunternehmern und Großbürgern wie der Fabrikanten-Familie Knosp, der Eisengießerei G. Kuhn oder dem Steinbruchbesitzer Gottlob Widmann. Vor allem aber ist eine ganze Reihe namhafter und einflussreicher Stuttgarter Architekten die immer wieder neue Stilrichtungen erprobten (siehe Kasten unten).