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Rom

Wer Rom zum ersten Mal besucht, richtet seinen Blick vor allem auf die antiken Ruinen und Denkmäler: das Colosseum oder das Forum Romanum, das Pantheon oder den Circus Maximus. Dass Rom eine sehr stark vom Barock geprägte Stadt ist, nimmt man nur nebenbei wahr. Die barocken Bauten auf dem Forum Romanum werden eher als störend empfunden, eine spätere Verunstaltung der Antike.
Dabei war die Beschäftigung mit der Antike gerade eine der Hauptantriebsfedern des Barock (vgl unten die Darstellung von Piranesi). Ausgehend von den Impulsen der Renaissance sollte die ewige Stadt wieder ganz im Glanz des klassischen Kapitale erstrahlen. Allerdings schuf der Barock etwas ganz Neues, befreite sich schnell von den starren Vorgaben des klassischen Stils und entfaltete eine fast spielerische Freude an neuen Formen und  Gestaltungsmöglichkeiten, die viele Zeitgenossen als 'barocco', etwas verwegen, ungeziehmt empfanden.

Rom, wie wir es heute kennen ist ein barockes Gesamtkunstwerk. Barock begegnet uns überall: in Gebäuden und Brücken, den Kirchen und den Brunnen der Stadt. Kunst ist allgegenwärtig in Rom, ist etwas öffentliches, nicht elitäres, gehört zum Alltag und ist jedem vertraut, weil man täglich damit in Berührung kommt. Bildwerke bekannter Meister von höchster künstlerischer Qualität sind überall frei zugänglich, finden sich in der Seitenkapelle einer Kirche oder als Plastik auf einer Brücke, schmücken einen Brunnen oder zieren die Portale der Paläste. Anderswo wären sie die Hauptattraktion eines städtischen Museums - hier sind sie einfach da, Beiwerk einer einmaligen Stadt, Ausdruck der künstlerischen Fülle und Vielfalt eines kulturellen Hotspots.

Dabei hat wohl keine andere Stadt der Welt die Kunst so beflügelt wie Rom. Dies gilt nicht nur für die Kunst der Renaissance und in noch viel höherem Maß für die Kunst des Barock. Der Bau von Sankt Peter war eine Initialzündung. Baustellen wie die Kirche der Jesuiten Il Gesú in Rom wurden zum Katalysator eines neuen Raumgefühls. Künstler wie Bernini, Borromini oder Caravaggio setzten neue Maßstäbe für die urbane Entwicklung wie für die Kunst. Rom ist mehr als die Antike, von der oft nur dürftige Reste übrig blieben und die die Besucherinnen und Besucher im nahen Ostia Antica oder erst recht in Pompeji wirklich bestaunen können.

Kennzeichnend für den Barock in Rom ist die Kuppel, die die mächtige Kuppel des Pantheon nachempfand, von Michelangelo in Sankt Peter vervollkommnet und die sich im Stadtbild Roms zig Male wiederholt. Zentrum des barocken Lebensgefühls sind die Plätze, die aufwendig gestaltet werden, denen Brunnen und Statuen ihren Charakter geben. Palazzi und Kirchen treten ein in den Wettstreit der Architekten und ihren Formgebungen: Berninis Vierströme-Brunnen steht im Kontrast zu Borrominis Fassade von Sant'Agata in Agone auf der Piazza Navona. Adelsgeschlechter streiten seit jeher um die beste Stellung in Rom. Ihre Paläste sind wie schon in der Zeit der Renaissance Ausdruck von Macht und Einfluss. Der Wagemut des Gestaltungswillens mag an der Fontana di Trevi seinen Höhepunkt finden oder in den einmalig schönen und lebendigen Marmorfiguren Berninis, die wir in der Villa Borghese bestaunen können und in den Kirchen der Stadt.

Die Kunst des Barocks ist ohne Rom nicht vorstellbar. Und sie ist unmittelbar mit der Macht der römisch katholischen Kirche verbunden, für die der Barock ein Teil der Gegenreformation war, die sich dem nüchternen und rationalen Prostestantismus in Europas Norden entgegenstellte. Und Rom ist das Zentrum und der Mittelpunkt dieser Bewegung.