Prag
Residenzstadt von Königen und Kaisern
Prag, die goldene Stadt, war die historische Hauptstadt des Königreichs Böhmen und zeitweise auch des Heiligen Römischen Reiches unter den Přemysliden, Luxemburgern und Habsburgern. Besonders unter der Regentschaft von Karl IV. stieg die Stadt an der Moldau zu europäischem Rang auf, was sich unter anderem an der Gründung der ersten Universität Mitteleuropas 1348 zeigt. Zu dieser Zeit war Prag mit über 40.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Europas nördlich der Alpen. In ihr entwickelte sich eine einmalige Gemeinschaft aus deutschen, tschechischen und jüdischen Bewohnern, die sich bis in die Neuzeit hinein kulturell bereicherte. Die Hussitenkriege ab 1419 schädigten die Stadt schwer und trotz des zweiten Aufstiegs Prags zur Residenzstadt unter Kaiser Rudolph II. Ende des 16 Jahrhunderts deutete sich der weitergehende Konflikt im dreißigjährigen Krieg schon an, der mit dem Prager Fenstersturz im Jahre 1618 ausbrach.
Ausgangspunkt der Stadtentwicklung ist die Prager Burg auf dem Hradschin, die zu einer der größten Königsburgen des Reiches zählte. In ihren Mauern zeichnen sich alle Epochen der Prager Stadtgeschichte ab: die frühen Burgmaueren und Türme, die romanischen Klostermauern der St. Georgsbasilika, der hochgotische Veitsdom und die Residenzgebäude der Burg aus der Zeit der Spätgotik, der Renaissance oder des Barock. Bis heute ist die Burg Residenz des Staatsoberhauptes Tschechiens. Unterhalb der Burg entwickelte sich auf der Kleinseite die Unterstadt. Die Stadt jenseits des Flusses an der Moldaubiegung ließ Wenzel I. 1230-34 befestigen und verlieh ihr das Stadtrecht.
In der Altstadt Prags befinden sich hervorragende Baukunstwerke aus allen Epochen. In die Zeit des Mittelalters fallen vor allem die steinerne Karlsbrücke, die großen Stadttore, Kirchen und Klöster und zahlreiche Patrizierhäuser wie das gotische Haus zur Goldenen Glocke und das Rathaus mit der astronomischen Uhr auf dem Altstätter Ring, das Gebäude der Karls-Universität (Karolinum) und zahlreiche Kirchen aus der Zeit der Romanik und Gotik, allen voran die historische Stadt- und Bürgerkirche am Theyn und die KIrchen der Bettelorden. Ein besonderes historisches Erbe bewahrt Prag in den Baumonumenten der jüdischen Bevölkerung mit dem berühmten jüdischen Friedhof und den bekannten Synagogen im Prager Ghetto.
Die mittelalterliche Bausubstanz wurde in der Renaissance- und Barockzeit stark überbaut, blieb aber von schmerzhaften Einschnitten der modernen Zeit weitgehend bewahrt, wodurch sich das malerische Stadtbild der goldenen Stadt weitgehend erhalten hat.